Oman Teil 1 - Durch das Landesinnere ans Meer

Kathleen

2017-02-27

 

Der Oman empfängt uns mit netten Grenzbeamten, aber auch relativ hohem Zeitaufwand. Der Abschluss einer Versicherung ist hier obligatorisch und benötigt allein schon Einiges an Zeit. In den Emiraten war eine Versicherung auch obligatorisch wurde bei der Einreise aber nicht nachgefragt. Hier im Oman bekamen wir ohne Versicherung seine Pässe mit Visum nicht wieder und der Grenzbeamte bei Einreise kontrollierte auch noch einmal auf Vollständigkeit


Wir finden uns auf einer super ausgebauten Strasse wieder, drumherum plattes, trockenes Land. Wir hatten gehört, dass die Leute aus den Emiraten ihre Kamele in den Oman bringen, weil sie hier besser rennen können. Da mag etwas dran sein.

 

Die asphaltierten Strassen sind hier, wie in den Emiraten auch, alle super in Schuss. Nervig ist nur, dass man in 95% der Fälle nicht direkt abbiegen kann, sondern immer einen U-Turn suchen muss.Wir hatten eigentlich gedacht, dies vom Iran schon gewöhnt zu sein. Denkste, irgendwie nervt es uns gerade mehr denn je. Also am Besten immer geradeaus fahren.

 

 

 

Als dann der von uns angedachte Abzweig kommt sind wir uns nicht sicher, ob das wirklich ernst gemeint ist. Es handelt sich um eine Aussparung in einem Drahtzaun durch die ein schmaler Schotterweg führt, mitten hinein ins Nirgendwo. Aber sämtliche unser zwar vorhandenen, allerdings nicht sehr aussagekräftigen Karten sagten das Selbe. Also los. Inzwischen sind diese Pisten übrigens vollkommen normal für uns.

 


 

Unerwarteter Weise lag das Wadi al Fateh auf unserem Weg, ein Glücksfall. Wadis sind ausgetrocknete Flußläufe, die bei Regenfällen allerdings meterhoch Wasser führen können. Es gibt sie sowohl im flachen Land als auch in Bergtälern. Manche Wadis führen ganzjährig Wasser oder haben kleine Pools. Wadi al Fateh hat einen Flusslauf, der an einigen Stellen tiefer ist und kleine Pools hat. Das Wasser ist klar, es gibt enorm viele kleine Fischchen und es fließt. Das ist wichtig, den stehendes, warmes Gewässer kann in diesen Regionen zu Erkrankungen führen.

 

 

 

 

Wir schlagen unser Lager neben dem Flusslauf auf. Wir erfreuen uns am kühlen Nass und der tollen Umgebung. Durch das Tal weht ein erfrischender Luftzug. Bis auf zwei Jeeps, die vorbeikommen sind wir an diesem Abend ganz allein. Der Sternenhimmel ist überwältigend und der Mond lässt das Tal erstrahlen. Lampen nicht notwendig.

 


 

Am nächsten Tag ist Wochenende. Im Oman übrigens Freitag UND Sonnabend. Direkt neben uns rollt eine Familie ihre Teppiche im Schatten aus und versorgt uns sogleich mit Kuchen. Wenig später werden wir eingeladen mit ihnen zu picknicken.

 

Auch im Oman sitzen die Familien nach Geschlechtern getrennt. So hält sich René bei den Männern auf und ich sitze bei den Frauen. Diese bereiten nebenbei das Essen zu. Auf dem Lagerfeuer köchelt der Reis und es werden Salat und Hühnchenspieße vorbereitet. Auch hier wird Hühnchen nicht als Fleisch bezeichnet, immer noch sehr ungewöhnlich. Inzwischen haben wir übrigens von anderen Vegetariern Tipps bekommen, wie man ideologisch verständlich erklären kann, warum man kein Fleisch ist. Sie sagen einfach, dass sie allergisch sind.

 

Während die Männer sich beim Fussball vergnügen, mit bloßen Füssen auf Steinen und danach ein kühles Bad nehmen, sitzen die Frauen im Schatten.


 Wir haben die Omanis bislang als sehr, sehr freundliche und hilfsbereite Menschen kennengelernt. Man kann fast sofort merken, wer eingewandert ist und wer Omani ist. Die Inder beispielsweise stehen gleich direkt neben dem Auto, während die Omanis sehr angenehm zurückhaltend sind. Nicht jeder kann englisch und so verständigen wir uns teilweise wieder mit Händen und Füßen.

Wir verbringen den ganzen Tag mit der Familie und verabreden uns am Ende für den nächsten Tag bei ihnen zu Hause. Es fällt auf, nachdem wir uns über den Tag austauschen, den wir aufgrund der Geschlechtertrennung getrennt verbracht haben, dass die Männer andere Begriffe als die Frauen für Speisen oder auch für ihren Wohnort verwenden. Irgendwie scheint das hier keiner so genau zu nehmen. Als wir am nächsten Tag das Haus suchen und der Ortsbeschreibung folgen, landen wir dementsprechend in einem Ort 15 km entfernt von dem eigentlichen Ziel. Eine netter Omani hatte für uns angerufen und die Familie ist uns dann abholen gekommen.

 

Als wir am Haus ankommen, freuen sich alle. Am meisten aber wohl Ermine das Hausmädchen aus Uganda. Ermine ist seit 7 Monaten im Oman und wird für zwei Jahre bleiben. Es war ein eigenartiges Gefühl den Umgang am gestrigen Tag mit ihr zu beobachten. Beim Essen bekam sie ihren eigenen Teller und durfte nicht aus der großen Schüssel essen, aus der die Frauen gegessen haben. Übrigens bekommen immer die Männer zuerst das Essen serviert. Ermine bekam auch keinen Hühnchenspieß, sondern nur den Rest von einer der Frauen angeboten. Als einzige der Frauen hatte sie wenig Vorbehalte mit René zu sprechen. Immer dann, wenn die Englischkenntnisse nicht ausreichten, übersetzte sie für die Familie. Sie hat sich sogar bei René bedankt, als er Müll gesammelt hat, der leider herumlag. Die anderen meinten nur er müsse dies nicht tun, es würde ein Auto kommen und ihn abholen. Nun ja, wir glauben nicht, dass ein Müllauto hier herumliegenden Müll aufsammelt.

 

Die Familie wohnt zusammen in einem kleinen Ort, der weitesgehend aus ihren Häusern zu bestehen schien. Im Haus der Mutter trifft sich dann die Familie. Wir waren ca. drei Stunden zu Besuch. Einer der Söhne ist Imam und direkt neben seinem Haus befindet sich die Moschee. Natürlich wurden wir wieder bewirtet, Liese und ich haben eine Hennabemalung bekommen und wir durften uns den großen Garten anschauen. Dort grast auch das Dromedar des verstorbenen Vaters. Im Garten wachsen neben Bananen, Dattelpalmen, Zwiebeln, Salat und Kräutern und Hennasträuchern auch Mangos und eine Art kleiner, grüner Apfel den Liese mit Vorliebe verschlingt. Sie halten Hühner, Ziegen, Puten, Wachteln und Kaninchen.

 

Es war ein schöner Aufenthalt. Eines der besten Dinge war übrigens, dass René die Gelegenheit hatte, Ermine zu heilen. Sie hatte mir am Vortag erzählt, dass sie Schmerzen im Bauch habe, aber es nicht so richtig gewollt sei, dass sie zum Arzt gehen würde. Sie wollte gern Medizin von mir haben. Aber es macht ja wenig Sinn ihr etwas zu geben, wenn ich nicht weiß, was es ist. Ich hatte ihr dann erzählt, dass René energetisch heilen kann und ihr versprochen mit ihm darüber zu sprechen. Am nächsten Tag hatte er die Gelegenheit sich ihrer anzunehmen und sie kam mit einem strahlendem Gesicht wieder zurück und war ganz begeistert, dass es ihr nun wieder gut geht.

 

 

 

 

Die nächsten Tage führte unser Weg durch das Landesinnere und damit quer durch die Steinwüste. Super gut ausgebaute Strassen und gut in Schuss gehaltene gravel road. Staubige Luft und feine Sandkörnchen, die durch den Wind überall ins Auto gepustet werden. Vorbei an Ölfeldern und vereinzelten Wohncontainerparkplätzen für die Arbeiter der Ölfirmen. Jede Menge Fliegen aber auch tolle Panoramen. Das Schöne an Wüste ist auch, das man sich einfach überall hinstellen kann und trotzdem immer allein ist. Es war vollkommen unproblematisch einen Stellplatz zu finden.

 

 

 


 

 

Abwechslung durch eine Oase bei Muqshin. Leider kein Ort zum baden aber ein toller Ort der Ruhe.

 


 

 

Vor Haima dann leider die Feststellung – einer unser Reifen reisst auf. Also Zwischenstopp in Haima und mit toller Unterstützung einer dort ansässigen Firma Ersatzrad vom Dach geholt und angebaut. Unsere Suche nach mindestens einem neuen Reifen unser Größe blieb übrigens bislang trotz verschiedener Kontakte vollkommen erfolglos. Also wer noch einen Tipp hat....

 


 

 

 

Weiter ging es nach Salalah, einer bekannten Stadt am Meer. Dort füllten wir Vorräte auf und verbrachten eine Nacht am Strand, erledigten Einkäufe und ließen ein paar kleine Reparaturen durchführen. Einen Reifen haben wir, wie gesagt, nicht gefunden. In Salalah kann man übrigens an der Strasse leckere kleine Bananen, Papayas und Kokosnüsse von den dortigen Plantagen kaufen.

Dann brachen wir in Richtung Westen auf.

 


 

 

Durch tolle Berglandschaften mit Serpentinen und herrlichen Ausblicken ging es in Richtung jemenitischer Grenze.


 Wir hatten den Tipp "Al Fizaya" von Lisa und Gregor aus Österreich bekommen (schnegg-und-weg.com) und wir können mit Sicherheit sagen, das es ein kleines Paradies für uns war. Schon der Weg dorthin per gravel road und ziemlich bergab ist ein Erlebnis.

 

Vorgestern haben wir diesen wunderbaren Ort hier verlassen und es fiel uns so schwer!!! Wir hatten hier wunderbare 1,5 Wochen fern ab von allem. Wir, das Meer, der Wind, die Krabben, das türkisblaue Wasser, die Delfine, der Fischreiher und Salem. Salem schaut an den Stränden nach dem Rechten und hat uns jeden Tag besucht. Für die Kinder war es eine liebgewonnene Routine, wenn sein Jeep um die Ecke bog. Sie spielten mit ihm und Räuber war sogar mit ihm baden. Immer hatte Salem etwas dabei. Mal für die Großen mal für die Kleinen. Obst, Getränke, Kekse, Brot, Kamelmilch, Reis oder auch eine kleine Gitarre für die Kinder. Schade nur, dass wir uns aufgrund der Sprachbarriere so wenig mit ihm verständigen konnten. Wir haben ihm zum Abschied einen bemalten Stein mit Fotos von den Kindern geschenkt.

 

Für zwei Tage hatten die Kinder auch eine Spielfreundin aus Italien. Sophia war mit ihre Eltern hier im Oman im Urlaub und zeltete am Nachbarstrand. Beim Abschied flossen Tränen. Ihr Papa hatte auf der Reise auch schon Wissenwertes über das Land erfahren. So gibt es hier beispielsweise keine Steuern. Wer nicht arbeiten geht erhält vom Staat zwischen 200 bis 300 Omanische Rial. Von diesem Betrag und einem Zuverdienst durch die Bürgschaften für ausländische Arbeiter kann man gut leben. Es gibt viele Gastarbeiter im Land, die einen Bürgen benötigen. Dies übernehmen die Omanis und die Vergütung dafür beträgt ca. 70 omanische Rial im Monat. Da angeblich die Ölproduktion zurückgeht, soll bis 2030/2040 der Tourismus die gleiche Gewichtung, wie die dann zurückgegangene Ölproduktion haben. Man kann nur hoffen, dass sei nicht überall große Hotelburgen bauen, sondern lieber kleine Gasthäuser um sich den Charme zu erhalten. Es gibt übrigens keine Steuern und die Behandlung in den Krankenhäusern ist umsonst.

 

Wir wussten, dass wir das hier alles schrecklich vermissen werden aber so langsam mussten wir uns weiterbewegen, denn unser Visum ist leider nicht endlos und wir wollen uns ja auch noch etwas anderes ansehen. Wir hoffen sehr, noch einmal solch einen Platz zu finden. Erstmal werden wir noch einen Abstecher in Richtung jemenitische Grenze machen und dann über Salalah Richtung Norden immer an der Küste entlang weiterfahren.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Patrick (Freitag, 03 März 2017 07:32)

    Ein bildgewaltiger Blogbeitrag! Danke für diese Eindrücke zu eurer Oman-Reise!

    Liebe Grüße
    Patrick

  • #2

    Barbara S-J (Montag, 06 März 2017 06:10)

    Wunderbar!! Es war sehr interessant Euch kennengelernt zu haben. ich hoffe, dass Ihr noch irgendwo einen Reifen bekommt. Nettes Bild von den Shiblis und uns:)..ich freue mich immer auf Eure Einträge und der Oman ist einfach wunderbar!