Armenien im Schnelldurchlauf

 Kathleen

2016-10-24

Die armenische Grenze erreichen wir in den frühen Abendstunden. Die Wegstrecke von den Felshöhlen in Vardzia/ Georgien bis zur Grenze ist eigentlich nicht wirklich weit, aber das letzte Stück der Strasse ist so dermaßen schlecht und von riesengroßen Löchern gezeichnet, dass man ständig Kreise um sie fahren muss.


 Die Grenzformalitäten haben sich leider, sowohl bei Ein- als auch bei Ausreise so undurchsichtig gestaltet und den Eindruck vermittelt einfach nur Geld zu generieren, dass wir uns eine nochmalige Einreise stark überlegen. Man wird von einem Beamten zum nächsten Beamten geschickt, trägt Formulare hin und her, besorgt sich diverse Stempel, bezahlt nicht nachvollziehbare Geldbeträge und erhält widersprüchliche Aussagen.

 

 Bei Einreise hat das Ganze 3 Stunden gedauert und 22.000 AMD (für wer weiß was) gekostet. Zusätzlich mussten wir eine armenische Autoversicherung erwerben (9.000 AMD). Da es keinen Bankautomaten gab und wir nicht mehr so viele georgische GEL hatten, wurde diese dann irgendwie auf unseren noch vorhandenen Geldbetrag runtergerechnet. Kann also auch nicht so richtig wichtig sein.

 

Bei Ausreise hat es 1,5 Stunden gedauert und 7.600 AMD (für wer weiß was) gekostet. Alles sehr undurchsichtig ….

 

Übrigens wird die armenische Grenze zu Iran durch russische Grenzbeamte gesichert. Armenien hat Russland gebeten, diese Grenze zu sichern.

 Ursprünglich wollten wir viel länger in Armenien bleiben aber wir wurden durch den ersten Schneefall aus Georgien „vertrieben“ und sind dann so schnell wie möglich durch das Land gefahren.

Dort bewegt man sich eigentlich durchweg auf einem Level von mindestens 1.200 m über dem Meeresspiegel. Also auch keine Höhe die bei kommenden Schneefall verleitet, länger zu bleiben. Am Ende waren es genau 3 Tage die wir im Land waren und das auch nur, weil wir uns in den armenischen Bergen verfranzt hatten.

 

Gesehen haben wir außer einem kurzen Blick auf das armenische Hochland, einer weiteren Seabridge Reisegruppe und Tatev eigentlich eher Wolken und dichten Nebel. Die Sonne schaute nur zeitweise vorbei.

 

Übrigens sind die aufgehängten Früchte Sharons bzw. Kakis. Diese werden geschält und dann aufgefädelt und getrocknet.


 

Nach Tatev haben wir uns verirrt, weil wir dem Navi gefolgt sind und von einer „gelben“ Strasse durch die Berge ausgegangen sind. Die „gelbe“ Strasse war die letzten 50 Kilometer dann gefühlt „blass weiß“.

Sollten wir noch einmal nach Armenien fahren, würden wir den längeren Weg wählen, der vermeintlich über die azerbaijanische Grenze führt. Die Besitzverhältnisse sind allerdings in den Regionen so verworren, dass man denkt, man sei im Nachbarland gelandet aber real ist man "nur" in einer autonomen Republik.

 

Durch den Abstecher nach Tatev konnten René und Räuber immerhin mit der weltweit längsten Pendelbahn „Wings of Tatev“ fahren. An der tiefsten Stellen über der Worotan Schlucht misst ihre Höhe 321m.


 

Was von Armenien bleibt, ist der Eindruck

  •  eines an Touristen sehr interessierten Landes (überall moderne Hinweisschilder, sogar die Wasserstellen sind gekennzeichnet
  • eines verhältnismäßig teuren Landes (die Fahrt mit der Seilbahn hat ca. 10 Euro gekostet, einmal Essen gehen für uns vier 20 Euro, ein armenisches süßes Brot beispielsweise 2 Euro)

     

  • eines vermeintlich visafreien Landes mit undurchschaubaren Grenzgebühren und langwierigen Grenzformalitäten

  • eines Landes zwischen Moderne und Verschlafenheit (es gibt teilweise sehr modernen öffentliche Gebäude und supermoderne Einkaufszentren; die Menschen sind alle sehr, sehr gut gekleidet; die Wohngebäude bedürfen jedoch Renovierung und Farbe, die Ortschaften haben das typische Grau)

  • korrupter Polizisten (Wir wurden gestoppt und sollten Geld für zu schnelles Fahren bezahlen. Auf die Frage nach einem Foto als Beweis, war die Antwort des Polizisten, dass sein Chef ihn kontaktiert habe und ihm gesagt habe, wir seien zu schnell gewesen. Der zu zahlende Geldbetrag schwankte dann auch im Laufe des Gesprächs um 10 Euro. Auf die vehemente Nachfrage, nach dem Foto oder irgendeinem Beweis und unserem Hinweis, wie wir denn mit so einem alten Auto zu schnell fahren sollen, kam die Frage, ob wir denn Touristen seien. Wir denken, das ist offensichtlich, oder? Jedenfalls meinte er dann, Touristen müssten doch nicht bezahlen. Wir wollen niemanden unrecht tun, aber ist das jetzt korrupt?)

Die Menschen können wir schlecht einschätzen, da wir wenig Kontakte hatten. Die fasst einzige Begegnung bestand aus einem Treffen mit einem älteren sehr kauzigen Mann, welcher plötzlich aus einer total verfallenen Hütte mitten auf einem Feld kam. Wir standen dort bereits eine Stunde und waren bereits mitten im Kochen als plötzlich die Tür aufging. Er fand es gar nicht lustig, dass wir dort standen und ließ sich auch nicht durch ein Glas Marmelade besänftigen. Wir haben dann umgeparkt aber auch am nächsten Morgen hat er zur Verabschiedung nicht gegrüßt.

 

 Die Gastleute beim Essen in Tatev waren dagegen sehr zuvorkommend und nett.

 

An dieser Stelle lassen wir offen, ob wir noch einmal zurückkehren werden oder ob es bei diesen kurzen Impressionen bleibt.

 

Sicher hat Armenien sehr viel zu bieten, aber uns zieht es aktuell weiter in den Süden.

 

 

 


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Kommentare: 2
  • #1

    Renate (Montag, 24 Oktober 2016 22:09)

    Danke für den Bericht. Es hört sich nicht einladend an. Für die nächsten Länder wünschen wir euch nette und gastfreundliche Begegnungen. Immer gute Fahrt. Bleibt gesund, liebe Grüße

  • #2

    Kathleen und Rene (Freitag, 28 Oktober 2016 20:18)

    Nun, wir wollen keinen falschen Eindruck vom Land vermitteln, waren ja auch nur eine wirklich kurze Zeit dort. Vielleicht hat uns auch das Wetter etwas gestresst. Falls wir nochmal hinfahren, werden wir sehen, was sich bestätigt und was voreilig von uns war. LG