Georgien - Flüsse, Berge, Meer und noch viel mehr

 Kathleen

2016_10_30

 

Über die Entstehung Georgiens gibt es eine schöne Sage in der Schöpfungsgeschichte:

 

 

Als der liebe Gott die Erde unter den verschiedenen Völkern aufteilte, ließ er einen Vertreter jedes Volkes an seinen Thron kommen und sein Stück der Erde entgegen nehmen. Nur die Georgier, die wieder einmal die Nacht hindurch gesungen, getrunken und gegessen hatten, verschliefen den Termin. Wieder ernüchtert, war der Jammer groß. Aber, sagten die Georgier zum Herrgott, wir haben dir die ganze Nacht Lieder gesungen, haben dich mit Trinksprüchen gepriesen. Tatsächlich soll sich Gott von den Schmeicheleien beeindruckt gezeigt haben. Er gab den Georgiern jenes Stück Land, das er für sich selber als Paradies reserviert hatte.

 


Und ja, Georgien ist ein kleines Paradies. Wir waren viel länger hier, als wir es ursprünglich geplant hatten, haben wir längst nicht alles gesehen.

  

Schon mit Grenzübertritt von Russland nach Georgien, weiß man, hier drehen sich die Uhren anders. Haben wir an der russischen Grenze noch 3 Stunden gebraucht um auszureisen, hat die Einreise nach Georgien nur eine halbe Stunde gedauert. Visa on arrival sei Dank. Wird einfach in den Pass gestempelt. Der Grenzbeamte war sogar so nett, eine schon angefangene Passseite zu nehmen. Das ist gut, denn einige Länder benötigen leere Doppelseiten im Pass und die sind ja irgendwann endlich.

 

Ich hatte im Vorfeld ungeheuer Bedenken bzgl. der Alten Georgischen Heerstraße, quer über den Kaukasus, denn das ist der einzige Weg von Russland nach Georgien. Da ich ja leider mit Höhenangst zu kämpfen haben, taten sich im Vorfeld bei mir Bilder von desolaten, engen Strassen mit Bergüberhängen an der einen und steilen Abgründen an der anderen Seite auf. Das war wirklich Quatsch. Da hätte ich mir einiges an Gedanken im Vorfeld sparen können!

 

Bis auf wenige Teilstücke ist die Straße sowohl auf russischer als auch auf georgischer Seite gut in Schuss und asphaltiert. Sie ist auch nicht eng oder abschüssig. Es ist ja auch DIE Verbindungsstraße über den Kaukasus und das Verkehrskommen ist dementsprechend.


 

Relativ zeitnah nach der Grenze, zeigt sich dann im Ort Stephanzminda warum Georgien so anders ist als Russland. Es gibt Touristen. Es gibt viele Touristen in diesem kleinen Örtchen und es gibt die entsprechende Infrastruktur. Hotels, Gaststätten, Anbieter von Ausflügen, einen Verleiher für Trekkingausrüstungen. Ganz Georgien scheint übrigens auf Touristen eingestellt. Promt haben wir in den ersten Tagen einen deutschen Motorradfahrer, von gleich um die Ecke und zwei Familien mit Allradfahrzeugen getroffen. Die letzten Reisenden hatten wir zuvor in Moskau getroffen.


 

Leider hatten wir miserables Wetter bei unser Fahrt über die Alte Georgische Heerstraße. Bei Sonnenschein muss die Aussicht herrlich sein. Wir hatten Wolken, Regen und Schneeschauer. Schade. Als wir das Denkmal der Freundschaft Sowjetischer Völker besichtigt hatten, haben wir uns ganz dick eingemummelt und das Auto richtig eingeheizt, so dass wir es beim Zurückkommen schön warm hatten.

 

Nachdem wir dann zwei Tage weiter talabwärts verbracht haben, dort auch Räubers Geburtstag gefeiert haben, konnten wir doch noch ein paar Ausblicke mit Sonne erhaschen.

 

 

 


 

Einem Tip unseres georgischen Freundes David folgend, machten wir einen Abstecher nach Shatili. Shatili ist ein altes Festungsdorf, was auch auf der Vorschlagsliste für das UNESCO-Weltkulturerbe steht. Shatili liegt im Argun Tal und man erreicht es auf einer sich durch die Berge schlängelnden gravelroad die einen Pass von 2.670m überquert. Die Hummel hat die Strasse super gemeistert, auch wenn ich für meinen Teil das ein oder andere Mal eine etwas breitere und vor allem tiefer gelegene Strasse bevorzugt hätte. Normalerweise sind es one way ca. 100km, wir haben zwei Tage für hin und zurück gebraucht. Aber es hat sich wirklich gelohnt.

 

 

 


 

Tiflis haben wir bislang nicht wirklich besucht. Wir waren nur am Stadtrand Besorgungen machen sowie einen neuen Tankdeckel besorgen, den wir mal wieder verloren hatten. Als wir dann später noch einmal zurückkehren wollten, hat uns das Wetter leider „vertrieben“. Also ein anderes Mal ….

 

 Zufällig waren David und seine Söhne gerade auf dem Weg, um in Georgien Urlaub zu machen. Also nichts wie los ans Schwarze Meer, um sie dort zu treffen.

 

 Auf dem Weg haben wir in der Nähe der Stadt Kutaisi Zwischenstop gemacht und sowohl die Prometheus Höhle als auch den Sataplia Nationalpark besucht. In Sataplia konnten wir den Kindern Dinosaurierspuren zeigen können. Seitdem werden die Zähne anderer Tiere stets in Relation zu Dinosaurierzähnen gesetzt. In Sataplia haben wir auch Cordula und Sigi getroffen, die mit dem Fahrrad unterwegs sind.

 

Die Prometheus Höhle ist eine wirklich beeindruckende Höhle mit riesigen Hallen, aufgemotzt mit Lichteffekten und Musik.Der Eintritt für 3 Gel ist wirklich nicht der Rede wert. Leider wurde die Bootstour aktuell nicht angeboten. Zum Besichtigen schließt man sich einer Gruppe an. Es scheint allerdings wirklich niemanden zu interessieren, wenn man unterwegs verloren geht. Wir waren eine zeitlang vollkommen allein. In Deutschland undenkbar. Ob am Abend wohl jemand die Höhle nochmal abläuft und schaut, ob alle draußen sind???


 

Ureki am Schwarzen Meer, der Ort mit dem magnetischen Heilsand, empfing uns mit bestem Wetter. Noch am Abend sprangen wir in die Fluten und taten das dann zwei Tage lang. Die Kids hatten mächtig Spaß und wir Erwachsenen haben uns gefreut, uns wiederzusehen.

 

Ureki ist der einzige Ort am georgischen Schwarzen Meer, wo es wirklich Sand und keine Steine gibt. Der Sand ist wirklich magnetisch und haftet etwas mehr als Ostseesand an der Haut. Der Strand war auch außerhalb der Saisoon relativ sauber. Mit deutschen Verhältnissen allerdings nicht zu vergleichen. An die streunenden Hunde, die einen den Tag über begleiten und gegenüber anderen Hunden verteidigen, muss man sich wohl gewöhnen. Sie sind ja auch bemitleidenswert. Es gibt richtige Grüppchen, die zusammen unterwegs sind und am Abend hoffen, etwas zu egattern. Keiner mag sie und fast jeder scheucht sie weg. Trotzdem, es waren herrliche Tage am Meer …..

 

Von Ureki aus sind wir gemeinsam in die Berge nach Mestia gefahren. Das schöne Wetter haben wir gleich mitgenommen. Auf Bergstraßen mit tollen Ausblicken haben wir uns in den Kaukasus auf 1.500 m Höhe geschlängelt. Diesmal mit 7 Personen im Auto. Idealerweise konnten wir direkt beim Guesthouse stehen, wo David untergekommen ist. Auch das Abendessen konnten wir dort essen. Swanetische Küche, sehr lecker und auch vegetarisch möglich. Am allerbesten war der Auberginensalat und das swanetische Gewürz. Davon haben wir jetzt natürlich einen kleinen Vorrat dabei.

 

Überhaupt ist das georgische Essen sehr, sehr lecker. Es ist auch kein Problem, vegetarisch zu essen. Ganz oft wird mit Nüssen gekocht, Pasten, Soßen, Cremes hergestellt. Was auffällig ist, ist daß das georgische Brot relativ salzig ist. Walnussbäume finden sich im ganzen Land. Im Südwesten haben wir sogar Hinweisschilder auf Plantagen von Walnussbäumen gesehen. Es gibt schöne Strassenstände mit Obst und Gemüse, wenn auch teurer als in Russland und es werden dort auch allerlei andere Leckerissen verkauft. Zum Bsp. Churchyela, Nüsse in Weintraubenmasse, getrocknet an einem Band. Bei uns garnicht vorhanden, gibt es auch überall Unmengen von Khaki-Bäumen.

 


 

Zum Wandern sind Räuber und Lotte leider noch etwas zu klein. Die Hummel ist widerum für manche Bergstrassen etwas zu groß. Deshalb haben wir es in Mestia ganz bequem angehen lassen und sind zusammen per Taxi zu einer Seilbahn und in Richtung des Tetnuldi auf 3.180 m Höhe gefahren. Für uns war das ganz entspannend, einmal nicht selbst Auto fahren zu müssen. Die Jungs hatten hinten im Auto mächtig Spaß und haben jede Kurve voll ausgekostet.

 

Eine ganz witzige Begebenheit war, dass wir auf einem Berg den Vater meiner Trauzeugin getroffen haben. Der war auf Vogelerkundungstour in Georgien und zufällig am gleichen Tag, zur gleichen Zeit im Kaukasus. Was für ein Zufall!

 

Mestia ist auch bekannt für seine Wehrtürme. Sie sind heute noch in Familienbesitz und können auch besucht werden. Auf steilen Holzleitern sind die Männer bis auf das Dach eines Turms geklettert.


 In Mestia haben wir uns nach drei Tagen von David und seinen Jungs verabschiedet, die mit dem Mashrutka, einer Art Überland-Taxi-Bus nach Tiflis gefahren sind. Wo hat es und hingezogen? Natürlich Richtung Meer nach Ureki.

 

 

Vorher haben wir noch faule Tage an einem Fluss verbracht und haben einen kleinen Abstecher zum Martvili Canyon gemacht. Der Weg dort hin war geprägt von diversen Brücken, die teilweise zu klein für die Hummel waren. Also Wasserdurchfahrt …. Meine Männer waren begeistert.

 


 Leider war das Wetter am Meer nicht mehr ganz so gut. Zwar ausreichend, um noch baden zu gehen und für Strandwanderungen sowieso aber es war schon merklich frischer. Egal, wir haben es trotzdem genossen. Gefühlt haben wir noch in keinem Land soviel mit der Hummel an einem Ort gestanden wie in Georgien. Es treibt halt auch kein auslaufendes Visum mehr ….

 

Ab hier sollte der Weg weiter über die Touristenstadt Batumi und dann über Umwege nach Tiflis gehen.

 

 In Batumi hatten wir leider fast durchweg Regen. So mussten wir viel Zeit im Auto verbringen und waren nur in den Abendstunden unterwegs. Geparkt haben wir direkter Nähe des Alphabet Towers, den wir auch besucht haben. Batumi hat eine riesengroße Strandpromenade und eine wirklich schöne Altstadt. An der Promenade war leider nichts mehr los. Das lag nicht am Wetter, sondern einfach am Saisonende. Im Sommer muss hier richtig viel Betrieb sein. Die Grenze zur Türkei ist nicht weit, deshab auch viele türkische Speiseangebote, und wir haben sogar jetzt noch iranische Reisebusse gesehen. Batumi soll einen tollen Botanischen Garten haben. Bei Regen leider nicht sehr sinnvoll.

 


 

Uns nichts weiter denkend, folgten wir nach Batumi der Strasse Richtund Süden und wollten später wieder Richtung Landesmitte fahren. Schon bald wurde die asphaltierte Strasse sehr eng, dann sehr holperig und irgendwann zur gravelroad. Wobei gravelroad bei Weitem nicht den Straßenzustand ausdrückt. Es war die schlechteste Strasse, die wir bislang auf unser Reise gefahren sind. Sie war wohlgemerkt als „gelbe“ Strasse in der Straßenkarte vermerkt. Mit unser Hummel war alles gut zu meistern, aber wie ein Radfahrer oder ein „normales“ Wohnmobil dort entlang fahren sollen, können wir uns nicht vortstellen. Unser Weg führte mitten durch die autonome Republik Adscharien. Erst 2004 hat sich die wehselvolle Geschichte Adschariens etwas beruhigt. Man merkt, dass sich dort noch viel in der Entwicklung befindet. Ganz viel wird für den Tourismus getan. Es gibt in den kleinen Orten entlang des Weges z.B. nigelnageneue Touristeninformationen und alle Sehenswürdigkeiten sind sehr gut ausgeschildert. Die Dörfer sehen noch sehr ursprünglich aus. Ab und an ist ein Minarett zu sehen und wir haben den Muezzin auch zum Gebet rufen gehört. Die Menschen strahlen eine angenehme Ruhe und Entspanntheit aus. Vielleicht haben sie im Laufe der wechselvollen Geschichte der Republik gelernt, die Dinge gelassen zu nehmen.

 

Die Menschen in Georgien sind in jedem Fall sehr freundlich und es dauert oft nicht lang bis man zum Tschtscha trinken eingeladen wird. Allerdings haben wir auch festgestellt, das das Interesse schnell endet, wenn man keinen Alkohol trinken möchte. Dies haben wir in anderen Ländern so nicht kennengelernt.

 

Es ist kalt geworden. Die Nächte sind frisch und ohne Heizen wäre es uns zu ungemütlich. Deshalb haben wir unseren ursprünglichen Plan geändert und sind mit einem Abstecher nach Vardzia, unvorhergesehen schnell weiter Richtung Armenien gereist, um in den Süden zu kommen.

 

Vardzia ist eine beeindruckende Höhlenstadt in einem Bergmassiv. Im 12. Jahrhundert in den Fels gecshlagen, 100 m über der Talsohle, Platz für 50.000 Menschen. Noch heute leben dort in den warmen Monaten Mönche. Wir hatten in der Nacht einen wunderbaren Blick auf die beleuchteten Höhlen. In der Frühe kamen dann auch schon die ersten Besucher. Unser Sandplatz war ausgezeichnet geeignet, um ein tolles Foto zu machen. Somit war am Morgen doch ein überraschend reges Treiben.

 

Die Höhlen hat René allein besucht. Ich bin mit den Kindern unten geblieben. In der Höhe auf die beiden aufzupassen und dann durch enge Tunnel zu krabbeln erschien nicht sinnvoll. Wir haben im Nachhinein die Fotos geschaut.


Nahe Vardzia hieß es einfach nur noch Besorgungen machen und so schnell wie möglich nach Armenien.

 

Georgien war ein wirklich schönes Land. Sehr vielfältig und einfach zu bereisen.

 

Aber wir waren auch froh, genau unser Fahrzeug zu haben. Oft sind die wirklich schönen und abgelegenen Orte nicht über asphaltierte Strassen zu erreichen. Und genau wie in den Ländern zuvor, hat uns dort die Hummel gute Dienste geleistet.

 

Georgien hat definitiv Lust auf mehr gemacht. Wir haben ja auch noch längst nicht alles gesehen. Also ein guter Grund zurückzukehren und wenn es nur für das leckere Essen ist …...

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 4
  • #1

    Diane (Dienstag, 01 November 2016 11:14)

    Oh wie schoen - auf diesen Bericht war ich ja schon gespannt wie ein Flitzebogen und habe ihn soeben "verschlungen" ;-)
    Das hoert sich traumhaft an - es freut mich, dass Ihr so ne schoene Zeit in Georgien hattet und genauso sehr freu ich mich jetzt schon auf unseren Besuch dort im naechsten August!
    Passt auf Euch auf - liebe Gruesse aus Norge!!

  • #2

    Eugen (Dienstag, 08 November 2016 08:54)

    Hi, vielen Dank für die tolle Beschreibung und die Bilder. Ich hatte Georgien noch nie so richtig auf dem Schirm :-). Jedenfalls werde ich mich mit Georgien jetzt mehr beschäftigen :-).

  • #3

    Kathleen und Rene (Samstag, 12 November 2016 19:28)

    @ alle: Danke für Eure Kommentare! Georgien ist wirklich ein vielfältiges, schönes und einfach zu bereisendes Land. Muss man mal gewesen sein :-)

  • #4

    Thomas (Sonntag, 28 Mai 2017 00:29)

    Gamarjoba,
    ich bin bei der Recherche zu Reiseberichten über Georgien auf diese Webseite gestoßen. Echt, Euer Wagen ist so richtig für den Weg nach Schatili geeignet! Ich hatte mir schon mal ausgemalt, die Strecke mit einem Unimog zu machen... Die Bilder sind Klasse! Irgendwie machen Fotographen aus Deutschland immer dieselben Motive - ich habe den Wasserfall, die Brücke und das Tunnelportal auch aufgenommen. Und der Feuerwehrwagen in Schatili!!!!
    Ich freue mich, dass es Euch in Georgien gefallen hat!
    kargad
    Thomas